Historie

Die Geschichte des Zentralgesellenhauses

Die Geschichte des Gesellenvereins beginnt im Boomtown München um 1850:

Handwerk und Gewerbe blühten, die Industrialisierung begann und die Aussicht auf Wohlstand lockte die Menschen in die Haupt- und Residenzstadt. Dadurch verdoppelte sich die Einwohnerzahl Münchens innerhalb weniger Jahrzehnte, was zu einem an Mangel an Wohnraum für Handwerker und Arbeiter, an Räumlichkeiten für Veranstaltungen sowie an moralischer Orientierung führte. Die seit dem Mittelalter bewährten Zünfte, die sich sonst um die beruflichen Belange der Zunftgenossen, die persönliche Lebensführung und die gesellschaftliche Integration kümmerten, wurden schließlich von Handwerker-Innungen abgelöst.
Vor diesem Hintergrund wurde 1851 unter Leitung des Münchner Wissenschaftlers und Unternehmers Dr. Ludwig Merz (1817-1858), des Publizisten Ernst Zander (1803-1872) und des Schlossergesellen Georg Schmid der erste bayerische Gesellenverein gegründet. Die Idee war es, für die Mitglieder regelmäßig ein kulturelles Programm zusammenzustellen, wobei das anspruchsvolle und thematisch weitgefächerte Angebot auch von den Gesellen selbst ausging. Dies sorgte dafür, dass immer mehr Gesellen dem Verein beitraten. 1859 bildete sich aus dem Katholischen Gesellenverein ein Sängerbund heraus - der bis heute aktive Kolpingchor München-Zentral.
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Das erste Gesellenhaus und die Stiftung

Der Bau des ersten bayerischen Gesellenhauses erfolgte 1853, zunächst nach einem Aufruf zur öffentlichen Spendensammlung, worauf Dr. Ludwig Merz das Grundstück in der Schommerstraße 3 (später in Adolf-Kolping-Straße umbenannt) erwarb. Prominente Spender waren König Maximilian II. von Bayern (1811-1864) mit 10.000 Gulden, und sogar Kaiser Franz Joseph I. von Österreich (1830-1916). Die Grundsteinlegung folgte 1854 und die feierliche Einweihung des Münchner Gesellenhauses 1855. Um die dauerhafte Finanzierung und Verwaltung des Katholischen Gesellenhauses zu gewährleisten, gründete Dr. Ludwig Merz im selben Jahr eine Stiftung.

Die Katholische Zentralgesellenhaus-Stiftung überstand den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik und die Nazi-Zeit weitgehend unbeschadet. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, bedeutete dies eine existentielle Bedrohung für die Verbände, weil sie sich den vom NS-Regime vorgesehenen Organisationsformen entzogen. So wurde das Haus, während in München der Erste Deutsche Gesellentag (8.-11. Juni 1933) mit dem Leitspruch „Gott, Volk und Reich“ stattfand, von Schlägertrupps der SA gestürmt und verwüstet. Seitdem standen Präses, Stiftung und Gesellenverein unter permanenter Überwachung der Gestapo. Zum Schutz vor weiterer Verfolgung entschied man sich 1936 das Gesellenhaus in Kolpinghaus und den Gesellenverein in Kolpingsfamilie umzubenennen, um so dem religiösen Bereich zugeordnet zu werden.

Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde das Gesellenhaus beschlagnahmt und in ein Lazarett umgewandelt. Die etwa 300 Hausbewohner wurden in naheliegende Unterkünfte ausquartiert. Während des größten Bombenangriffs auf die Münchner Altstadt am 24./25. April 1944 wurde das Kolpinghaus bis auf Haus 7 vollständig zerstört. Der Wiederaufbau begann kurz nach Kriegsende im Mai 1945. 1946 wurde auf einstimmigen Beschluss des Münchner Stadtrats hin die Schommerstraße zu Ehren des Gesellenvaters in Adolf- Kolping-Straße umbenannt. Die Notwendigkeit einer Wiedererrichtung des Zentralgesellenhauses stand angesichts der dramatischen Wohnungsnot durch die Kriegsverwüstungen außer Frage. Finanzielle Förderung erfuhr der Wiederaufbau durch die Stadt München und den Freistaat Bayern, insbesondere durch den Einsatz des damaligen Bundesfinanzministers (und ersten Bayerischen Ministerpräsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg) Fritz Schäffer und des bayerischen Kultusministers Dr. Alois Hundhammer, der 1933 nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau von der Gestapo überwacht wurde und sich als Schuhmacher im Haus 7 versteckt hielt. Überdies konnte der seit 1936 eingesetzte Präses Roman Friesinger aus den USA zahlreiche Spenden beschaffen. Viele Gesellen waren in die USA emigriert, gründeten dort ihrerseits eigene Gesellenvereine und spendeten großzügig für den Wiederaufbau des Münchner Zentralgesellenhauses.

Das „neue Kolpinghaus in München“ in der Adolf-Kolping-Straße 1-7 mit 580 Wohnplätzen wurde 1951 nach nur neun Monaten Bauzeit eingeweiht. Die immer noch existierende Kolpingsfamilie München-Zentral feierte zur Hauseinweihung bereits ihr 100-jähriges Bestehen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich der Mitgliederbestand nach dem Krieg bereits erholt (ca. 1.000 Mitglieder). Bis heute haben die Kolpingsfamilie München-Zentral und der bekannte Kolping-Chor im Kolpinghaus ihre Heimat.

Ein Ort zum Lernen und der Begegnung

Von nun an konnten hier junge Menschen wohnen und arbeiten, es wurden Lehrwerkstätten für Metallverarbeitung, für das Schreiner-, Schuster- und Elektrohandwerk, für das Textilgewerbe und das Bäckergewerbe eröffnet. Hinzu kamen ein repräsentativer Festsaal und Räumlichkeiten für ein gesellschaftliches Leben. Viele Jahrzehnte lang sorgten die Mallersdorfer Schwestern für das leibliche Wohl der Heimbewohner. Als die Schwestern aufgrund von Nachwuchsmangel in ihr Mutterhaus nach Mallersdorf (Niederbayern) abberufen wurden, wandelte man den ehemaligen Speisesaal des Gesellenhauses in eine öffentliche Gaststätte um – das heutige Altmünchner Gesellenhaus, das Platz für etwa 200 Gäste bietet.
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1969 übernahm Hans Gillitzer die Geschäftsführung der Katholischen Zentralgesellenhaus-Stiftung, kam aus der Bauwirtschaft und erkannte den Nutzen und das Potential der Stiftung für die Förderung junger Menschen. In den nachfolgenden Jahren setzte er viele Renovierungsmaßnahmen, z.B. in den elektrischen und sanitären Einrichtungen und im Heimbereich um.  Mitte der 1970er Jahre stand dann eine umfangreiche Sanierung und Modernisierung an. Aus großen Schlafsälen für mehr als 700 Bewohner wurden Zwei- bis Dreibettzimmer. Im August 1977 wurde das Haus auch für Frauen geöffnet – damals eine kleine Revolution. Hans Gillitzer verstand das Kolpinghaus als multifunktionales Gesellschafts- und Bildungszentrum und erweiterte es dementsprechend. Als Diözesanvorsitzender des Kolpingwerkes gründete er im Jahre 1975 das Kolping-Bildungswerk München und Oberbayern e. V. und installierte im Kolpinghaus München-Zentral Förderlehrgänge für verschiedene Berufssparten, die zur Berufsreife hinführen sollten. Noch heute haben die Kolping-Akademie für Erwachsenenbildung und die Kolpingverbände Bayerns und der Diözese haben hier ihren Verwaltungssitz.
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Das Tagungszentrum

Nachdem die Lehrwerkstätten und -räume aus den 50er Jahren immer mehr und zum Großteil leerstanden, wurden diese 2007 in das heutige Tagungszentrum Kolpinghaus München-Zentral GmbH umgewandelt. Auch der Festsaal, einst gesellschaftlicher Mittelpunkt der Gesellen, erreichte neue Bedeutung als Herzstück des Tagungszentrums. Dort finden heute Kongresse, Tagungen, Seminare und Festveranstaltungen aus den unterschiedlichsten Themengebieten statt und erfüllen weiter den Stiftungszweck – Raum für Begegnung und Bildung zu schaffen.

Und die Erfolgsgeschichte geht weiter…

Seit dem Wiederaufbau 1950 fanden in den Häusern der Stiftung über 30.000 junge Menschen während ihrer Aus- und Weiterbildung eine Heimat und eine Gemeinschaft. Heute finden Studierende, Auszubildende und Praktikanten/innen aus allen Teilen der Erde im Herzen Münchens ein Zuhause und ein lebendiges Miteinander. Seit 2010 begleitet Präses Msgr. Christoph Huber, der zudem das Amt des Landes- und Diözesanpräses innehat, die Stiftung im pastoralen sowie pädagogischen Bereich.
Seit seiner Gründung war das Tagungszentrum Kolpinghaus Ort zahlreicher Veranstaltungen, der Kundenstamm hat sich stetig erweitert und die Veranstaltungsformen sind bunter geworden. Die fortschreitende Digitalisierung bringt neue Herausforderungen und Ansprüche mit sich. Doch etwas wird gleich bleiben: das Zusammenkommen von Menschen.
Nach mehr als 160 Jahren bleibt die Katholische Zentralgesellenhaus-Stiftung also ihrem Zweck treu: sie bietet (jungen) Menschen einen Ort zum Ankommen, eine Gemeinschaft und einen Raum zur persönlichen Entfaltung in der Begegnung mit anderen. So leistet sie einen unverzichtbaren sozialen Beitrag für die Gesellschaft und erfüllt einen hochaktuellen Auftrag.

Unsere Wohnheime

Über uns

Die Katholische Zentralgesellenhaus-Stiftung blickt auf eine lange Geschichte zurück – im Jahr 2020 feierte sie ihr 165-jähriges Bestehen. Die Stiftung verwaltet unter anderem die Wohnheime München-Zentral, Haus 7 und Haidhausen mit insgesamt über 200 Zimmer und Appartements. Seit ihrer Gründung hat sie den Auftrag, günstigen Wohnraum für junge Menschen in der Ausbildung zur Verfügung zu stellen und so das gesellschaftliche Miteinander zu fördern. Das fing mit Münchner Handwerker-Gesellen an und wurde zu einem Begegnungsort für die ganze Welt.

Katholische Zentralgesellenhaus-Stiftung

Adolf-Kolping-Straße 1, 80336 München

+49 (0) 89 55158-114

info@kolpinghaus-muc.de

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